In dieser Wortverbindung verbergen sich gleich mehrere Lügen auf einen Schlag. Zum einen wird
suggeriert, Marktwirtschaft sei prinzipiell unsozial und müsse daher um eine soziale Komponente
ergänzt werden (Lüge). Des weiteren wird die „soziale Marktwirtschaft“ als deutsche Erfindung
gepriesen und so getan, als hätten die gegenwärtigen Strukturen in unserem Land etwas mit
sozialer Marktwirtschaft zu tun. D.h. das deutsche Sozialsystem wird als „sozial“ bezeichnet und
das gegenwärtige Wirtschaftssystem als „Marktwirtschaft“. Auch diese beiden Aussagen sind eher
dem Bereich der Lügen zuzuordnen.
Am einfachsten ist die Lüge von der angeblichen „Marktwirtschaft“ zu entlarven. So lautet z.B. eine
der Grundregeln der Marktwirtschaft, dass ein unprofitables bzw. schlecht wirtschaftendes
Unternehmen pleite geht. Wie wir in der Finanzkrise miterleben mussten, ist diese Regel im
Finanzbereich völlig in ihr Gegenteil verkehrt: Je unprofitabler eine Bank, d.h. je größer die
„erwirtschafteten“ Verluste, desto geringer die Wahrscheinlichkeit pleite zu gehen. Hierbei noch
von Marktwirtschaft zu sprechen, ist der blanke Hohn.
Aber nicht nur in der Finanzwirtschaft sind wir meilenweit von einer Marktwirtschaft entfernt. Wir
haben es beinah überall mit Monopolwirtschaft (Energie und Verkehr), Subventionswirtschaft
(Landwirtschaft, Arbeitsmarkt), Vetternwirtschaft (Rüstung und Dienstleistungen),
Schuldenwirtschaft, Schattenwirtschaft, Betrugswirtschaft, Zwangswirtschaft, Patentwirtschaft,
staatlichem Dirigismus, Bürokratie, Korruption, Erpressung usw. zu tun. Und neben all dem haben
wir auch ein bisschen Marktwirtschaft.
Wie weit die Manipulation und Verblendung in dieser Frage gediehen sind, zeigt sich am ehesten
in Umfragen, bei denen ca. 50% der Meinung sind, die Marktwirtschaft hätte versagt bzw. wäre
nicht in der Lage, die gegenwärtigen Probleme zu lösen. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Ein
Großteil unserer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme beruht vor allem darauf, dass wir
viel zu wenig Marktwirtschaft haben. Und echte Marktwirtschaft wäre auch sozialer als das
gegenwärtige Sozialsystem, dass nur zur Verschleierung einer gigantischen Ausbeutung und
Umverteilung von unten nach oben dient.
Fast hat es den Anschein, als solle die Idee der Marktwirtschaft bewusst diskreditiert werden. Und
so wird nach Leibeskräften manipuliert, verdreht und verschleiert. Die Manipulateure haben dabei
ein umso leichteres Spiel, weil Marktwirtschaft in der realen Umsetzung immer hinter dem
theoretischen Ideal zurückbleiben wird: Zum einen, weil die korrekte Preisbewertung aller
wirtschaftlichen Kostenfaktoren eine Illusion ist, zum anderen weil man von Marktwirtschaft nur in
dem Maße sprechen kann, in dem sich alle Wirtschaftssubjekte ihrer Rolle als Marktteilnehmer
bewusst sind und entsprechend handeln. Das bedeutet insbesondere auch, dass die sogenannten
"Verbraucher" bzw. "Arbeitnehmer" ihre Marktmacht begreifen und ausspielen, vor allem auf dem
Arbeitsmarkt und dem Finanzmarkt (als Bankkunden und Anleger).
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Ich sehe Marktwirtschaft nicht als Allheilmittel. Mir geht es
um Wahrheit. Und mit echter Marktwirtschaft wären wir der Wahrheit viel näher als mit den
derzeitigen verdrehten und entarteten Strukturen. Und desto mehr wir auf Wahrheit bauen, desto
eher ist eine sinnvolle, freiheitliche Entwicklung möglich.
Im übrigen ist alles, was ich hier schreibe, weder inhaltlich noch zeitlich besonders neu. Bei
Wikipedia findet man zum Thema „Soziale Marktwirtschaft“ u.a. folgende Sätze:
(Zitat Anfang)
Für Ludwig Erhard, dem sogenannten „Vater der Sozialen Marktwirtschaft“, war der Ausdruck
Soziale Marktwirtschaft ein
Pleonasmus, denn für ihn war der Markt an sich sozial und brauchte
nicht erst sozial gemacht zu werden. Erhard konkretisierte diesen Gedanken noch, indem er
betonte: „Je freier die Wirtschaft, umso sozialer ist sie auch.[
51]“
[...]
Im Jahre 1974 erklärte Ludwig Erhard die Epoche der Sozialen Marktwirtschaft sei längst beendet,
die aktuelle Politik sah er von seinen Vorstellungen von Freiheit und Selbstverantwortung weit
entfernt.[
58]
(Zitat Ende, 28.11.2010)
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